In der Rekrutierungswelt werden wir teilweise mit sehr widersprüchlichen Anforderungswünschen konfrontiert. Da wir uns per Definition in einer nicht-exakten «Wissenschaft» bewegen, ist es weder zielführend noch wünschenswert, zum Beispiel bei Assessments auf multiple lineare Regressionen zu setzen. Wir sind jedoch bestrebt, unseren Kunden so viele relevante Informationen wie möglich zur Verfügung zu stellen, damit sie bestmögliche Rekrutierungsentscheide treffen können.
Eine der häufigsten Anforderungen, die an uns gestellt wird, ist die Forderung nach einem Profil, das sowohl „strategisch“ als auch „operativ“ ist. Diese beiden Kompetenzen könnten als widersprüchlich aufgefasst werden. Wie aber so oft im Leben, ist die Realität selten schwarz oder weiss. Wir sehen es deshalb als unsere Aufgabe an, unseren Kunden das differenzierte Betrachten der vermeintlichen Widersprüche aufzuzeigen.
Wenn wir Führungskräfte identifizieren, müssen diese in erster Linie in der Lage sein, eine Strategie zu entwickeln um diese anschliessend auch mit ihrem Team umzusetzen, sobald die Vision vom Verwaltungsrat oder einem anderen Entscheidungsgremium genehmigt wurde. Wir verlangen damit zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen: einerseits eine Reflexion mit langfristigem Horizont aus der Vogelperspektive, andererseits konkretes Handeln, Projektmanagement und einen kurz- bis mittelfristigen Horizont – oder nach Daniel Kahnemann[1] – schnelles bzw. langsames Denken.
Wie bereits erwähnt, ist es nicht ganz einfach, diese beiden beinahe diametral auseinanderliegenden Kompetenzbereiche mit identischer Ausprägung bei ein und derselben Person zu finden. Viel entscheidender scheint uns, dass alle am Tisch dasselbe unter diesen Begriffen verstehen. Geht es bei der Strategie darum, über die Zukunft der Organisation in den nächsten sechs Jahren nachzudenken, oder geht es darum, zwischen SAP und Oracle zu wählen?
Die Suche nach einer Führungskraft erfordert daher unserer Meinung nach eine präzise Abgleichung zwischen dem Rekrutierungsteam und den vorliegenden Begrifflichkeiten, um die individuellen Interpretationen letzterer zu klären. Denn wenn ein Rekrutierungsteam ein strategisches Profil vor Augen hat, aber letztlich ein operatives wählt, hat dies weitreichende Auswirkungen auf die Zukunft des Unternehmens.
[1] Daniel Kahnemann ist Psychologe und Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften