Gibt es ein Rezept zum Glücklichsein oder ist Glück nur das Ziel einer endlosen Suche, die uns das ganze Leben lang beschäftigt? Interessanterweise spielt bei dieser Überlegung in unserer westlichen Gesellschaft das berufliche Umfeld eine wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle. Das belegen jedenfalls viele Aussagen, die wir im Rahmen unserer Tätigkeit gesammelt haben. Der Arbeitsplatz kann nämlich ein Ort der Selbstverwirklichung, aber auch ein Ort von grosser Unzufriedenheit sein.
Gibt es also einen Weg zu einem glücklichen, ausgeglichenen und erfüllten Arbeitsleben? Wenn wir unsere alltäglichen Aufgaben am Arbeitsplatz gerne machen, sind wir dadurch sicherlich schon im Vorteil. Denn das gibt uns die nötige Kraft, um weiterzukommen, dazuzulernen und uns zu verbessern, ohne dass wir ständig die verbleibenden Stunden zählen.
Einige meiner Klassenkameraden wussten schon mit zehn Jahren, was sie einmal werden wollten: Der eine Architekt, der andere Lokführer… Und sie haben es geschafft! Diejenigen, die bereits früh im Leben eine Berufung hatten und ihren Kindheitstraum später umgesetzt haben, können sich glücklich schätzen. Unsere Erfahrung aus dem Personalbereich zeigt jedoch, dass diese Menschen einer winzigen Minderheit angehören. Es gibt nämlich zwei Umstände, welche die Berufswahl viel öfter bestimmen: Zufall und Notwendigkeit.
Der Zufall, weil wir uns für bestimmte Ausbildungszweige oder Studienrichtungen entscheiden, die dann zu ersten Jobs (heutzutage immer häufiger Praktika) führen und beinahe völlig ungeplant den nächsten beruflichen Schritt bestimmen. So wie der Arzt, der im Studium noch nicht wusste, worauf er sich späterhin spezialisieren sollte, dann aber eine Stelle als Internist auf einer Kinderstation fand und anschliessend Kinderarzt wurde.
Die Notwendigkeit bestimmt die Berufswahl, weil man ja auch irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Der Kühlschrank muss gefüllt und die Familie versorgt sein und von Zeit zu Zeit will man auch mal in den Urlaub fahren.
Die gute Nachricht ist, dass Zufall und Notwendigkeit einen überhaupt nicht davon abhalten, seine Arbeit zu mögen oder sogar zu lieben. Nur indem wir unseren Beruf ausüben, können wir ihn auch perfektionieren, ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickeln, Anerkennung von unseren Kunden und von unseren Kollegen erhalten und unseren Beruf mit der Zeit wirklich zu schätzen lernen.
Dann gibt es noch diejenigen, die ihre Leidenschaft oder ihr Hobby zum Beruf machen. Diese Menschen erleben oft eine bittere Enttäuschung. Wer seine Leidenschaft zum Beruf macht, gewinnt daraus nicht mehr die gleiche Art von emotionaler Bestätigung. Wenn man also wirklich gerne backt, sollte man keine Bäckerei eröffnen, denn als Leiter eines mittelständischen Unternehmens würde man aufgrund der ganzen beruflichen Verpflichtungen wahrscheinlich weniger Kuchen backen als vorher!
Wie wir gesehen haben, gibt es verschiedene Wege, seinen Beruf auszuwählen, aber es gibt nur eine Möglichkeit, wirklich mit seinem Beruf zufrieden zu sein: Man muss ihn einfach lieben.