Es gibt keinen Pitch, kein Treffen mit Kunden, Kandidaten oder Partnern, bei dem wir nicht über Diversität in Unternehmen sprechen. Das Thema ist allgegenwärtig, schlüpfrig, spaltend: Quoten, keine Quoten, Geschlecht, Sexualität, Alter, Herkunft, Ausbildung? Jeder hat seine eigene Sicht der Dinge, seine Sensibilität für das Thema und was er oder sie für richtig hält.
Im Kern dieser Debatte geht es unterschwellig um ein eher unangenehmes Thema, welches sehr gemischte Gefühle auslöst: die Leistungsfähigkeit einer Organisation.
Der Begriff der Leistung wird regelmäßig mit dem Begriff der Diversität in Verbindung gebracht, mit dem Argument, dass Unternehmen umso leistungsfähiger sind, je vielfältiger sie sind. Als Personalvermittler können wir dem nur zustimmen.
Wir würden sogar weiter gehen und sagen, dass diese Vielfalt viel komplexer ist als eine manchmal vereinfachte Debatte über Mann oder Frau. Die Diversität in Unternehmen wird viel mehr durch gelebte Meinungsvielfalt, Werte, Ideen und natürlich durch die verschiedenen Kompetenzen und Erfahrungen geprägt.
Es liegt uns fern, mit diesen Zeilen das nachgewiesene Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in Organisationen kleinzureden, sei es beim Zugang zu Führungspositionen oder bei der Vergütung. Indem wir für jedes Mandat konsequent gemischte Shortlists vorlegen und so Kandidaturen unabhängig von ihrem Geschlecht gleichbehandeln, können wir unseren Teil zur Verbesserung der Diversität beitragen.
Wenn wir jedoch bei der Leistungsfähigkeit der Organisationen bleiben, sind wir der Meinung, dass es eine verpasste Chance wäre, wenn die Diversität nur als ein kompliziertes und manchmal krampfhaftes Thema betrachtet würde. Die Reduzierung auf die Geschlechterfrage wird diesem wesentlichen Thema nicht gerecht, weil die Vielfalt in einer Organisation bei einer ganzheitlichen Betrachtung viel Positives auslösen kann.
Wir alle möchten in unseren Organisationen starke Identitäten und verständliche Werte haben. Es wäre aber oft einfacher, in eine Standardisierung der Profile und damit der Persönlichkeiten und Kompetenzen abzugleiten. In diesem Sinne ist Diversität wie ein Muskel, der trainiert werden muss, um eine positive, kreative und dynamische Leistungsfähigkeit zu erhalten. Die Fokussierung auf die Gender-Debatte ist unserer Meinung nach ein Fehler, ja sogar eine Gefahr, da sie andere Formen der Pluralität herunterspielt, die Debatte erstickt und die Meinungen auf ein einziges Thema reduziert.