Dieser Artikel ist eigentlich völlig inkohärent: er plädiert für Diskretion, wird aber gleichzeitig im weltweit meistbesuchten sozialen Netzwerk für Berufstätige veröffentlicht und hofft insgeheim auf möglichst viele Aufrufe. Wir armen Menschen sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, in unseren Berufen und für unsere Fachkenntnisse anerkannt zu werden, und einer gut schweizerischen Schamhaftigkeit. Dieser Spagat wird noch größer, wenn wir stolz auf unseren Arbeitgeber sind und für ihn werben wollen.
Unser Beruf ist von Natur aus ein Beziehungsberuf, unser Rohstoff ist Vertrauen und unsere Pflicht ist Diskretion, zu jeder Zeit. Es ist daher schwierig, unsere Aktivitäten ins Rampenlicht zu stellen, ohne diese Diskretion zu gefährden.
Es gibt also nur eine Lösung: Wir müssen unseren Job gut machen, Mandat für Mandat, und alles tun, um unsere Kunden und Kandidaten zufrieden zu stellen. Diese scheinbar einfache Lösung ist aber sehr aufwändig. Sie erfordert ein aktives und ständiges Zuhören, eine ständige Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse und ein feinfühliges Erwartungsmanagement, wobei die Werte jedes Einzelnen respektiert werden müssen.
In einer Welt, in der die sofortige Sichtbarkeit der ultimative Gral zu sein scheint, ist das Vertrauen, das über einen längeren Zeitraum über gut gemachte Arbeit erworben wird, unserer Meinung nach die wahre Auszeichnung und ein positiv diskriminierendes Kriterium. Es ist auch wahr, dass wir diese Arbeit im Schatten lieben und stolz darauf sein können, einen positiven Einfluss auf eine Organisation und eine Karriere gehabt zu haben, im Geheimen und in der Intimität unserer Büros.
Diejenigen, die diesen Artikel im Sinne von „Sei still und arbeite“ lesen, sind auf dem falschen Weg. Hier geht es vielmehr darum, sich in seinem Beruf zu entfalten und auszudrücken, sein Herzblut, seine Überzeugung und manchmal sogar seinen Mut einzusetzen.
Es ist Dienstag, der 1. Oktober, 13:18 Uhr. Wir würden gerne eine LinkedIn-Veröffentlichung machen, um der Welt zu zeigen, wie erfolgreich wir sind, aber vor allem, wie stolz wir darauf sind, dass wir einen wichtigen Kunden bei einer komplizierten und für ihn zukunftsweisenden Suche begleiten konnten… Aber das werden wir nicht tun. Wir werden einfach weiter machen und nicht darüber reden….
(Aber seien Sie bitte nicht zu streng )