Ich hatte immer schon ein Faible für Autos und die Marketingstrategien von Automobilunternehmen. Viele von ihnen legen den Schwerpunkt auf maximale Geschwindigkeit und Beschleunigung, um uns damit weiter Träumen zu lassen (allen Einschränkungen durch die Strassenverkehrsvorschriften zum Trotz). Man lenkt die Aufmerksamkeit auf die Sekunden, die erforderlich sind, um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Doch kaum jemand scheint sich für den entgegengesetzten Vorgang zu interessieren: die Entschleunigung von 100 km/h bis zum Stillstand.
Im beruflichen wie im persönlichen Leben konzentrieren wir uns oft auf Fortschritt, Entwicklung, Wachstum, Leistung und Ergebnisse. Nur wenige Menschen in der Berufswelt interessieren sich jedoch dafür, das Tempo zu drosseln, mal abzubremsen und nach Erreichen des Gipfels wieder runterzusteigen (von den Herstellern von Bremssystemen und Outplacement-Agenturen einmal abgesehen). Doch gerade in diesen Momenten passieren die meisten Unfälle, sei es auf der Strasse oder in den Bergen – in dieser Phase, wo wir nach einer intensiven Anstrengung runterfahren.
In Wahrheit müssen diese Abstiegsphase und die damit einhergehende Verlangsamung genau so sorgfältig geplant werden wie der Aufstieg. Nach intensiver Anstrengung können Müdigkeit und Anspannung unser klares Denken trüben und unsere Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Es ist daher unerlässlich, Energie aufzusparen und rechtzeitig etwas «soziales Kapital» anzuhäufen: Wenn wir anderen in aktiven und erfolgreichen Zeiten helfen – normalerweise dann, wenn wir selbst gerade keine Hilfe benötigen –, schaffen wir nachhaltiges Wohlwollen, was uns in schwierigen Zeiten zugutekommen kann. Grosszügigkeit zu zeigen, wenn wir andere nicht brauchen, spricht von Weitsicht und Resilienz. Es ist ausserdem ein Akt von Güte, Altruismus und Menschlichkeit.

In unserem Beruf kommt es nicht selten vor, dass man auf Menschen trifft, die zwar grosse Höhen erklommen haben, beim Abstieg aber ins Schleudern geraten. Ohne Vorbereitung und Unterstützung sind sie in dieser entscheidenden Phase auf sich selbst gestellt und erkennen oft zu spät, wie wichtig diese Etappe ist.
Für einen nachhaltigen Erfolg ist also nicht nur die Aufstiegsphase entscheidend. Dauerhafter Erfolg hängt auch stark davon ab, wie gut man den unausweichlichen Weg nach unten bewältigt. Die Fähigkeit, solche Phasen weise vorzubereiten, rechtzeitig vorauszusehen und zu begleiten, ist das scheinbar kleine, aber in Wahrheit wesentliche Etwas, das solide und nachhaltige Karrieren von solchen unterscheidet, die nach dem Erreichen eines Erfolgs an Schwung verlieren.



