Wessen Aufgabe ist es, uns glücklich zu machen ?

Sie kennen bestimmt und nutzen möglicherweise eine Gastronomiebewertungsseite namens TripAdvisor. Das Pendant zur Arbeitgeberbewertung ist Glassdoor. Daneben ist Kununu, der kleine (eher Deutsch-) Schweizer Bruder. Wenn unsere Neugierde befriedigt ist, unsere ehemaligen, aktuellen und potenziellen Arbeitgeber dort bewertet zu sehen, ist es interessant, über die Durchschnittsnote hinauszugehen und die Kommentare genauer zu lesen.

Bei Restaurants basieren diese auf einem oder seltener auf mehreren punktuellen Besuchen. Arbeitgeberbewertungen basieren auf längeren Erfahrungen: Pechmomente (wie der Koch war krank) spielen hier keine Rolle. Und was finden wir? Grosse Unterschiede in den Bewertungen durch (ehemalige) Mitarbeitende. Es stellt sich die Frage: gleiches Unternehmen? gleicher Arbeitsplatz? gleiche Vorgesetzte? Wie steht es mit Erfahrungen, die einander diametral entgegengesetzt sind? Wie lässt sich dies erklären?

Ignorieren wir hierbei die Annahme, dass wie bei Tripadvisor, für manche Kommentare bezahlt wurde.
Wir alle haben unsere beruflichen Erfahrungen anders erlebt, auch wenn diese Erfahrungen in einem ähnlichen oder sogar synchronen Rahmen stattgefunden haben. Wir verarbeiten und integrieren die gleiche Erfahrung auf unterschiedliche Weise.

Wenn man sich die Kommentare ansieht, gibt es zwei Hauptkategorien von Menschen: diejenigen, die leiden, und diejenigen, die davon profitieren. Illustration: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich ein Gespräch mit einer im Trading tätigen Frau geführt, die ihr Arbeitsumfeld als wettbewerbsorientiert, stressig und unfreundlich beschrieb. Und doch hatte sie ein grosses Lächeln auf ihrem Gesicht! Warum? Weil sie wusste, warum sie diese Wahl getroffen hatte. Sie wollte Erfahrungen in einem Unternehmen sammeln und sich später selbstständig machen. Sie lernte alles in einer hochprofessionellen (technisch gesehen), aber menschlich ungeeigneten Umgebung. Sie kam mit dem Ziel, zu lernen, sich zu entwickeln und dann weiterzugehen. Natürlich hätte sie Kameradschaft und eine gute Atmosphäre vorgezogen (wer weiss, vielleicht hätte sie ihr persönliches Projekt aufgegeben?), aber ihr Ziel hat sie trotzdem erreicht. Sie lässt sich nun nicht durch „Umgebungslärm“ verunsichern und macht allein weiter.

Umgekehrt gibt es viele Mitarbeitende in diesem Unternehmen, die kurz vor dem Burnout stehen und bereit sind, das Handtuch zu werfen, um sich zu schonen (Hinweis: dies ist eine gute Idee!). Ihre Erwartungen konzentrierten sich auf das, was sie erhalten würden und wurden dann aber von der Kultur enttäuscht. Selbst in einer Welt, in welcher der Wettlauf um Talente tobt, darf man als Mitarbeiter nie aus den Augen verlieren, was man mit einer Arbeitserfahrung ursprünglich erreichen wollte.

Die eigentliche Frage aber lautet: Wessen Aufgabe ist es, uns glücklich zu machen?

Artikel veröffentlicht in Französisch auf HR Today Le Blog (leblog.hrtoday.ch)

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