Es gibt ein Comic-Bild, das zurzeit die Runde in den sozialen Netzwerken macht, auf dem ein Kandidat sich beim Einstellungsgespräch dem Personalberater wie folgt vorstellt: „Hallo, ich bin 20 Jahre alt und habe 30 Jahre Berufserfahrung.“ Worauf sein Gegenüber erwidert: „Sie sind genau derjenige, den wir suchen!“
Obwohl diese kurze Anekdote zum Schmunzeln anregen soll, basiert sie doch auf einer frustrierenden Realität, mit der sich viele Arbeitssuchende heutzutage konfrontiert sehen. Es scheint, als würden Unternehmen immer höhere Ansprüche an Bewerber stellen und sogar noch bei Kandidaten mit perfektem Lebenslauf zögern. Ist das in der Realität denn tatsächlich so? Wahrscheinlich, wie so oft im Leben, hängt das vom jeweiligen Standpunkt der Beteiligten ab.
Die Welt verändert sich. So viel steht fest. Man muss sich damit abfinden und sich den neuen Gegebenheiten anpassen.
Die guten alten Zeiten, in denen ein Privatbankier nur mit Grundqualifikation locker eine halbe Million im Jahr verdienen konnte – ohne irgendein besonderes Fachwissen, nur mit ein paar strategisch wertvollen Beziehungen – sind vorbei. Die goldenen Wachstumsjahre der globalen Wirtschaft sind ebenfalls passé; und es wird immer schwerer in dieser prekären Welt sinnvolle Prognosen zu einer noch ungewisseren Zukunft zu machen. Deshalb müssen Unternehmen eine gewisse Vorsicht walten lassen. Das bedeutet, dass Arbeitgeber bei der Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes ebenso wie bei der Festlegung der Arbeitsstätte (Standortverlagerung) und bei der Wahl neuer Angestellter extrem sorgfältig vorgehen. Ohne Wachstumsdruck und dringenden Handlungsbedarf treffen sie ihre Entscheidungen mit Bedacht. Während Arbeitgeber höhere Ansprüche entwickeln, steigt bei den Kandidaten, die wieder einmal eine Absage einfahren, der Frustrationspegel (und zu Recht).
Doch ein solcher Paradigmenwechsel hat nun einmal stattgefunden. Die einzige Lösung ist, sich anzupassen. Das bedeutet, dass man an sich arbeiten sollte; so wie an einem Produkt, das man immer wieder überarbeitet, bis es markttauglich ist. Wer seine Attraktivität für Arbeitgeber verbessern will, tut dies durch zusätzliche Studien oder Schulungen. Es hilft auch, sich einfach nur auf irgendeine Weise von den anderen Kandidaten abzuheben: Indem man zum Beispiel flexible Arbeitszeiten oder einen Arbeitsplatz mit längeren Anfahrtszeiten akzeptiert. Ich erlebe es selbst immer wieder, dass Arbeitssuchende sehr ungern Stellen in Betracht ziehen, die ausserhalb eines gewissen angesagten geografischen Umkreises liegen – obwohl dort natürlich die Konkurrenz am höchsten ist. 40 Minuten An- und Rückfahrt zum und vom Arbeitsplatz sind nun wirklich kein Ding der Unmöglichkeit!
Wenn uns also das nächste Mal die Ansprüche eines Arbeitgebers, der auf der Suche nach dem perfekten Mitarbeiter ist, im ersten Moment übersteigert scheinen, sollten wir uns zunächst fragen, ob wir vielleicht etwas an uns selber ändern können, um wettbewerbsfähiger zu werden. Denn im Leben hat man mehr Erfolg, wenn man sein Schicksal selbst in die Hand nimmt, anstatt sich auf andere zu verlassen.
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