Angesichts der technologischen Entwicklung und der digitale Konnektivität stellen wir uns die Frage: Müssen wir wirklich zusammen in einem Büro sitzen, wenn wir unsere Arbeit erledigen? Erste Antworten auf diese Frage hat der Zeitraum des (teilweisen) Lockdowns während der Covid-19-Pandemie geliefert.
Wir haben erfahren, dass viele von uns nicht mit ihrem Team an einem Ort zusammenkommen müssen, damit sie ihre Arbeit erledigen können. Einzelpersonen und Teams können ihre Leistung auch bringen, wenn sie einzeln zuhause tätig sind. Unternehmen und Organisationen können ihre Infrastrukturkosten senken, Talente aus der ganzen Welt einstellen, ohne sich um die Relocation kümmern zu müssen, oder Mitarbeitende sogar dort einstellen, wo die Arbeitskosten niedriger oder die gesuchten Kompetenzen verfügbar sind – und damit ihre Produktivität erheblich steigern. Die Mitarbeitenden wiederum profitieren von einer grenzenlosen geografischen Flexibilität, müssen nicht pendeln – was auch der Umwelt zugute kommt – und haben eine bessere Work-Life-Balance.
Bingo!
Allerdings gibt es zahlreiche Branchen, die sich nicht fürs Homeoffice eignen, etwa Gastronomie, Hotellerie, Detailhandel, Verkehr, persönliche Dienstleistungen, Gesundheitswesen, Industrie oder Landwirtschaft.
Das Homeoffice hat deshalb die Kluft zwischen einem Teil des tertiären Sektors und den anderen Sektoren vertieft. Dadurch wirkt es wie ein Staubsauger, der Kompetenzen aus einer Welt ohne Homeoffice in eine andere Welt mit Homeoffice absaugt.
Wir sollten uns also nicht wundern, wenn unser Lieblingsrestaurant nicht mehr genügend Personal für den Mittags- und Abendservice hat, weniger Tische anbietet oder die Gäste weniger aufmerksam und professionell bedient. Zweifellos werden sich immer mehr Influencer in sozialen Netzwerken über diese schlechten Erfahrungen auslassen, während sie im Homeoffice gemütlich auf dem Sofa sitzen.
Wir sind keine Soziolog*innen und erheben auch nicht diesen Anspruch. Klar ist jedoch, dass das Homeoffice diesen Strukturwandel, der auch von der berechtigten Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen und mehr Sinnhaftigkeit getrieben wird, beschleunigt. Eine ausschliesslich virtuelle Arbeitswelt ist unseres Erachtens jedoch nicht denkbar.
Eine weitere Auswirkung des Homeoffice ist die Möglichkeit, dank der fehlenden physischen Grenzen auf einen grösseren Pool von Ressourcen zuzugreifen. Brauchen wir wirklich einen Buchhalter oder eine Informatikerin in der Schweiz? Bei gleicher Qualifikation kann die Wahl künftig auf eine Person in einem günstigeren Land fallen.
Wir sollten neben den Chancen auch die Risiken dieses neuen Trends im Auge behalten. Der wichtigste besteht unserer Meinung nach darin, dass die menschliche Komponente verloren geht: die soziale Dimension, der Service, die Zusammenarbeit, das gemeinsame Schaffen, Teilen und Erleben. Deshalb lautet die Antwort: Ja, wir müssen manchmal auch zusammen sein, denn dies macht unsere berufliche Tätigkeit menschlicher.
- Veröffentlicht auf März 25, 2024
- Von Alejandro Henning
Pareto: Das Barometer der organisatorischen Energie
Vor kurzem sind wir auf einen Artikel gestossen, der die Pareto-Regel im Kontext Ihres Teams beleuchtet. Die Quintessenz dieses Artikels…