Mittagessen mit François Randin, Gründer und CEO von Green Motion

Mittagessen mit François Randin, Gründer und CEO von Green Motion

Restaurant La Brasserie Royal Savoy, Lausanne – Oktober 2022

Ganci Partners organisiert mehrmals jährlich Lunch-Interviews mit Führungspersönlichkeiten lokaler Unternehmen

Unser Gast in diesem Monat ist François Randin, CEO und Gründer von Green Motion, einem Waatländer Start-up, das seit 2009 im Bereich Ladesysteme für Elektroautos tätig ist. 

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Als Schweizer Marktführer der Branche hat Green Motion eine eindrückliche «Success Story» geschrieben: Innerhalb von gut zehn Jahren baute das Unternehmen das grösste Netz von Ladestationen in der Schweiz auf.
Im Frühling 2021 wurde das Scale-up-Unternehmen, das inzwischen auf über 100 Mitarbeitende angewachsen war, an den internationalen Energieriesen Eaton verkauft.
Im Gespräch gibt unser Gast Einblick in seine interessante Laufbahn.

Ist der Unternehmergeist Bestandteil Ihrer DNA?

«Ehrlich gesagt weiss ich auch nicht, woher das kommt. Ich hatte schon immer das Bedürfnis, Dinge auf meine eigene Art zu verwirklichen. Nach meinem Studienabschluss wollte ich eine Firma gründen. Zusammen mit Freunden lancierte ich ein IT-Unternehmen. Dann hatte ich bald den Wunsch, ein greifbares Produkt zu entwickeln. Auslöser waren die hohen Bezinpreise im Jahr 2008, als der Preis für einen Liter die Schwelle von 2 Franken durchbrach. Damals wurde prognostiziert, dass der Treibstoff ab 2040 knapp würde. Erste Elektroautos wie der Venturi Fétish oder der Tesla waren auf dem Markt. Das brachte mich auf die Idee, eine Ladestation zu entwickeln. Ich war überzeugt, dass Elektroautos eine Zukunft haben und entwickelte ein Produkt, das ich dann auf den Markt brachte. Ich kann den ersten Kunden, die unsere Produkte gekauft haben – ohne sie wirklich zu brauchen – gar nicht genug danken :-).
Bevor ich zu Eaton kam, war ich nie bei einer Firma angestellt. Meine «Verwandlung» zum Manager in einem multinationalen Unternehmen läuft jedoch sehr gut. Vielleicht ist das die logische Fortsetzung meiner Karriere, nachdem ich 20 Jahre lang Unternehmer war.»

Welches war Ihre Rolle als Gründer bei Green Motion?

«Bei Green Motion war ich der Motor, der die Leute zusammenbrachte. Ich gab die Vision vor und habe die richtigen Partner gefunden, mit denen ich diese Vision perfekt umsetzen konnte. Ich gebe zu, dass ich einen ziemlich bestimmten Führungsstil habe. Manchmal nehmen ich gute Ideen meiner Kollegen nicht auf und gehe meinen eigenen Weg, wenn ich überzeugt, bin, dass es der richtige ist. Das ist wohl ein typischer Charakterzug von Unternehmensgründern. Wir haben eine Vision, die wir um jeden Preis verwirklichen wollen. Mit der Zeit habe ich gelernt, mich zu mässigen.»

Welche Rolle haben Sie jetzt bei Eaton?

«Natürlich eine wesentlich konsensorientiertere. Ich habe jetzt einen Vorgesetzten, was neu für mich ist, und ich lerne, auf Kollegen zu hören. Es gibt eine Strategie auf Konzernebene, die nicht mehr nur meine eigene ist und an die ich mich anpassen muss. In einem Unternehmen mit 100 000 Mitarbeitenden entstehen ausgezeichnete Ideen, ebenso Dimensionen und Perspektiven, die anders und wichtiger sind. Das vermag für mich die Unabhängigkeit und Flexibilität, die ich früher hatte, mehr als aufzuwiegen. »

Was ist Ihr Rezept zur Motivation Ihrer Teams?

«Bei Green Motion lebten wir täglich die Start-up-Mentalität, mit der sich die meisten Mitarbeitenden identifizieren konnten. Wer Angst hatte vor den Risiken, die wir eingingen, verliess das Unternehmen. Es gelang uns, die besten Talente anzuziehen – dank der ökologischen Ziele und der technologischen Herausforderungen (Hardware, Software, Produktentwicklung). Wir realisierten sämtliche Etappen intern, von der Mechanik über die Elektronik, die Leistungselektronik und die Software bis hin zu den mobilen Anwendungen. Das war innovativ und für die Teams motivierend. Stolz sind wir darauf, dass wir einen grossen Beitrag zur CO2-Reduktion geleistet haben. Aktuell können dank uns jeden Tag 100’000 Menschen mit Elektroantrieb fahren. Unsere Technologie verbreitet sich in ganz Europa und bald auch weltweit.
Als Weltmarktführer für intelligentes Energiemanagement positioniert sich Eaton in einem sehr zukunftsträchtigen Bereich, was die Mitarbeitenden motiviert, auch wenn die Start-up-Mentalität weniger ausgeprägt ist. Wir stellen neue Kolleginnen und Kollegen mit einem internationaleren Profil ein, die vorher sicher nicht zu uns gestossen wären. Eine meiner Herausforderungen besteht darin, die Motivation des Start-up-Teams aufrechtzuerhalten und gleichzeitig neue Talente zu integrieren.»

Der nächste Schritt für Green Motion innerhalb von Eaton?

«Im Frühjahr 2023 werden wir den zweijährigen Integrationsprozess abgeschlossen haben. Green Motion ist zu Eatons Marke für Ladesysteme geworden. Die Produktreihe dieser Ladestationen heisst Eaton Green Motion.
Wir sind das Kompetenzzentrum für elektrische Ladesysteme. Im vergangenen Jahr wurde unser Team um 50 neue Kolleginnen und Kollegen ergänzt. Unsere Teams entwickeln sich auch innerhalb von Eaton auf internationaler Ebene weiter. Der Schlüsselindikator ist unsere geringe Fluktuation. Den Mitarbeitenden gefällt es in der neuen Organisation, und sie passen sich an.
Wir haben ein Unternehmen, eine Technologie und Kunden verkauft. Das Wichtigste sind nach wie vor die Mitarbeitenden.
Heute gibt es das Unternehmen Green Motion nicht mehr, es ist eine Marke. Wir haben die Website geschlossen, und ich muss zugeben, dass mir das einen kleinen Stich versetzt hat.»

Welche Haltung haben Sie gegenüber Misserfolgen?

«Wenn das Scheitern mit meiner Verantwortung zusammenhängt, kann ich gut damit leben. Ich lerne aus meinen Misserfolgen und stehe rasch wieder auf. Schwerer zu akzeptieren sind Misserfolge für mich, wenn sie durch einen Faktor bedingt sind, auf den ich keinen Einfluss habe. Das gehört zu den Dingen, an denen ich arbeite.»

Ihre grösste Herausforderung?

«Privat ist es die Metamorphose vom Unternehmer zum Manager. Dieser Übergang verläuft gut, auch wenn es nicht immer einfach ist. Aus beruflicher Sicht zweifellos die aktuelle Krise der elektronischen Bauteile. Zum Glück haben wir diese Krise nicht als Start-up erlebt. Sie hätte uns existenziell gefährdet.»

Haben Sie eine Leidenschaft?

«Ja, zum Glück jede Menge. Hauptsächlich Gitarre spielen, Skifahren, Mountainbiken, Kochen und Lesen. Ausserdem gebe ich ziemlich viel Geld aus, wenn ich in einer Buchhandlung bin. Medien lese ich auf dem Tablet. Bücher hingegen besitze ich gerne physisch.
Ausserdem beteilige ich mich auch an humanitären Projekten, hauptsächlich bei NGOs in der Schweiz.»

Ihre grösste Stärke?

«Ich habe vor nichts Angst – und nichts macht mir Angst!»

Das Schlusswort

«Wir gehören zu den wenigen Start-ups, die es geschafft haben, den kompletten Zyklus zu durchlaufen. Ich habe vor dreizehn Jahren zusammen mit zwei Freunden in einer Wohnung angefangen, und jetzt sind wir bei einem multinationalen Grossunternehmen mit Zugang zum Weltmarkt.
Der Kreis schliesst sich wäre also ein gutes Schlusswort.»

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