„Better the devil you know than the devil you don’t“. Dieser englischen Redewendung zufolge ist es besser, eine Person von Anfang an mit all ihren Makeln zu kennen, als diese Schwächen erst im Laufe der Zeit zu entdecken (und sich bis dahin in der Illusion zu wiegen, sie habe keine).
Setzen Unternehmen bei der Rekrutierung neuer Mitarbeitenden auf die beruflichen, sozialen oder familiären Umfelder ihrer bestehenden Belegschaft, wissen sie, mit wem sie es zu tun haben werden, und sie haben einen internen „Garanten“ für den neuen Angestellten. Viele Unternehmen setzen deshalb bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden und bei deren Rekrutierung auf die Kooptation und schaffen monetäre sowie anderweitige Anreize für die Belegschaft.
Dieser Ansatz hält weitere Vorteile bereit: neuen Mitarbeitern fällt es leichter, die Unternehmenskultur anzunehmen; der Rekrutierungsprozess verläuft um einiges schneller; man benötigt nicht die Hilfe externer Personalvermittler; man erhält zuverlässige Referenzen; und das resultierende Arbeitsverhältnis dauert – laut Statistik – überdurchschnittlich lange. Aus diesen Gründen, die alle zur Senkung der direkten und indirekten Kosten beitragen, stellt diese Methode die beliebteste Rekrutierungsform der Unternehmen dar.
Wann immer in einem Punkt quasi Einstimmigkeit herrscht, sollte man sich allerdings fragen, ob man keine voreiligen Schlüsse gezogen hat. Oder anders ausgedrückt: Worin liegen wohl die Nachteile der Kooptationsmethode?
Sich privat mit jemandem gut zu verstehen, ist eine Sache; jemandem im Berufsleben nahezustehen, ist jedoch etwas ganz anderes. Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten die Option, mit Ihrem Lebenspartner zusammenzuarbeiten – wie würden Sie sich entscheiden?
Ein möglicher Konflikt kann bei diesem Szenario dadurch entstehen, dass wir alle im Privatleben jemand anderes sind als im Berufsleben. Wenn etwas schiefläuft, könnte das persönliche Verhältnis die Situation gleich noch einmal zusätzlich verschärfen. Mitunter entsteht am Arbeitsplatz gar eine Art Schuldner-Kreditor-Verhältnis. Dies wiederum kann reale oder empfundene Macht- und Dominanzverhältnisse begünstigen, und der professionellen Beziehung schaden, insbesondere wenn die Betroffenen unterschiedliche Ansichten vertreten.
Wir sollten uns ein Beispiel nehmen an den Amerikanern – den Experten für voreheliche Verträge –, die auch in jeder noch so Erfolg versprechenden Situation einen kühlen Kopf bewahren und stets aufs Schlimmste gefasst sind: Wenn man also bei der Mitarbeitersuche die Wahl hat, setzt man lieber auf Personen, zu denen man in einem beruflichen Verhältnis steht und nicht in einem privaten, geschweige denn familiären.
Das Hauptargument gegen die Kooptation besteht meiner Meinung nach im Mangel an Diversität. Soziologische Studien bestätigen die Tatsache, dass wir uns häufiger mit Personen abgeben, die uns ähnlich sind. Unbewusst wenden wir das Prinzip der Nachahmung (Mimikry) an und geben uns von Natur aus mit Personen ab, die uns in unseren Ideen und Verhaltensweisen nahestehen. Wir lassen uns alle von unserem Umfeld beeinflussen, um es wiederum selbst zu beeinflussen.
Sofern Sie also keine identischen Kopien Ihrer Mitarbeitenden suchen, würde ich Ihnen raten, den Rekrutierungsprozess so offen wie möglich zu gestalten. Immerhin steckt der Teufel im Berufsleben doch eher in einer zu grossen Vertrautheit und Bequemlichkeit.
Artikel veröffentlicht in Französisch auf HR Today Le Blog (leblog.hrtoday.ch)