Ist das HR für das digitale Zeitalter gewappnet?

Lange drehte sich die Debatte über die Rolle der Human Resources oder auch noch des Personalbüros um die strategische Positionierung im Unternehmen. Wie viel Gewicht sollte diese Non-Profit-Abteilung gegenüber anderen Ausgabeposten wie den Finanzen oder operativeren Abteilungen wie Produktion oder Verkauf erhalten? Die Antwort darauf sei dahingestellt, jedenfalls dominiert heute eine dringlichere, strategischere und zuweilen überlebenswichtige Debatte: Wie steht es um den Digitalisierungsgrad dieser Abteilung?

Während mancherorts bereits die Einführung eines ATS (Applicant Tracking System) einem Hindernislauf glich, wurden andernorts Arbeitsräume digitalisiert, damit sie für Mitarbeitende im Homeoffice zugänglich und sichtbar bleiben. Die aktuelle Gesundheitssituation hat diese Trends beschleunigt – und damit auch die Unterschiede zwischen den Unternehmen. Während wir jedoch im März 2020 alle denselben Umbruch erlebten, sind manche HR-Abteilungen auf einem vielversprechenden Weg, während andere noch damit zu kämpfen haben, ihre Funktion intern voranzutreiben.

Denn die Modernisierung des HR stand lange nicht unbedingt zuoberst auf der Prioritätenliste der Personalleitungen. Solange der Lohn einging und die Prozesse funktionierten, stellte man sich nicht allzu viele Fragen. Heute ist Innovation für die Entwicklung von Unternehmen zentral, weshalb alle Abteilungen schneller und effizienter werden müssen. Viele Unternehmen haben Innovation sogar in ihre strategischen Ziele für die nächsten Jahre aufgenommen. Logischerweise sollten sich die einzelnen Abteilungen dann ebenfalls daran orientieren. Doch jenseits der Theorie läuft in der Praxis oft alles anders ab. Die vielfach unterbesetzten Personalteams fühlen sich im operativen Geschäft mit täglichen Dringlichkeiten gefangen. Manchmal fehlt es auch am Budget.

Glücklicherweise genügt ein Blick auf den Newsfeed auf LinkedIn, um einen frischen Wind im HR und viel Entwicklungspotenzial zu spüren. Gewisse Unternehmen haben sogar den Mut, für die Mitarbeitenden unangenehme Schritte in ihrem Lebenszyklus zu digitalisieren, zum Beispiel die Angabe der Gründe für eine Kündigung. Start-ups erfinden einfache Lösungen für zeitraubende Aufgaben, etwa den Einsatz von Artificial Intelligence bei der Erstellung von Arbeitszeugnissen. In der Personalrekrutierung leistet AI ebenfalls wertvolle Dienste, indem Tools zur Erkennung und Identifikation der Reaktionen von Profilen bereitstehen.

Dieser  Digitalisierungs- und Modernisierungswettlauf beschränkt sich nicht auf die Technik, sondern erfordert auch einen Kulturwandel. Deshalb sollten Unternehmen die Ausbildung und Begleitung ihrer Mitarbeitenden stets im Blick behalten. Aktuell wird im agilen Management die Intelligenz des Kollektivs und diversifizierter Teams betont. Wichtig ist somit auch, dass ein Unternehmen alle klugen Köpfe unabhängig von den jeweiligen IT-Kompetenzen zu halten vermag.

Wenn Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Strategie auf das HR zählen können, die Innovationen wagen und den Mut zum Hinterfragen haben, werden sie längerfristig profitieren, da ihre Teams sich auf neue Aufgaben mit einem Mehrwert konzentrieren können.

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es trotz all dieser neuen Lösungen und der Modernisierung oder Automatisierung von Prozessen auch künftig zentral bleibt, dass Entscheidungen von Menschen getroffen werden.

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