Hat der beste Kandidat auch den besten Lebenslauf?

Wie jedes Jahr veröffentlichte die Financial Times auch diesen November die (von den Universitäten selbst) lang erwartete Liste der besten europäischen Business Schools. Unter den Top 10 befinden sich auch zwei Schweizer Schulen – St. Gallen und das IMD.

Da ich selber als Arbeitsvermittler tätig bin und ausserdem Alumnus einer dieser renommierten Top 10 Universitäten bin, weiss ich, wie wichtig es für Arbeitgeber bei der Wahl eines geeigneten Kandidaten ist, dass dieser über eine solide akademische Basis verfügt und in erfolgreichen Unternehmen herangereift ist.

Bei Kandidaten mit makellosem Lebenslauf (erstklassiger Universitätsabschluss an einer renommierten Universität, Arbeit in einem renommierten Unternehmen, erfolgreiche berufliche Laufbahn, usw.) handelt es sich oft um brillante, arbeitsame Individuen, die es geschafft haben, schwierige Studien zu absolvieren und strapaziöse Auswahlverfahren zu überstehen, um sich einen Platz in einem grossen, multinationalen Unternehmen zu sichern. Doch wie bewertet man Kandidaten, deren Lebenslauf weniger kohärent und makellos ist, die jedoch trotz allem die nötigen Qualifikationen für ein Stellenangebot haben?

Die allermeisten Personalleiter und -vermittler bevorzugen Kandidaten mit einwandfreiem Lebenslauf – immerhin schafft es nicht jeder nach St. Gallen oder ans IMD! Der Lebenslauf erzählt die Geschichte eines Bewerbers, wobei die erste Kategorie der Kandidaten eine Art Elite darstellt. Und die hat nun einmal einen geradlinigen, leichter nachzuvollziehenden Werdegang hinter sich. Das Risiko bei der Einstellung eines solchen Kandidaten scheint einfach auf ein Minimum reduziert.

Der Lebenslauf eines „Herausforderers“ hingegen scheint auf den ersten Blick nicht sehr vielversprechend. Bei näherer Betrachtung erkennt man jedoch, dass diese Lebensläufe von einer gewaltigen Durchsetzungskraft und Resilienz zeugen, da diese Kandidaten viele Höhen und Tiefen meistern mussten. Die Schule des Lebens hat diesen Kandidaten Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben, die vielleicht sogar wertvoller sind als alles, was ein makelloser Lebenslauf bieten kann. Der Herausforderer ist daher oft widerstandsfähig, beharrlich, kämpferisch und er kann auch gut mit Ungewissheit umgehen, da er ja bereits Erfahrung mit unstrukturierten Lebenserfahrungen hat. Er musste auch harte Arbeit leisten und darum kämpfen, seinen wahren Wert in den Augen anderer zu beweisen. Seine schulischen Leistungen und Erfahrungen zeugen zwar von weniger Exklusivität, jedoch hat er sich seine Kompetenzen im Schweisse seines Angesichts – oft sogar buchstäblich – hart erarbeitet.

Nun stellt sich die Frage: Für welchen Kandidaten würden Sie sich entscheiden – den Elite-Kandidaten oder den Herausforderer? Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, wer sich am besten eignet; das hängt ganz von den für die Funktion erforderlichen Kompetenzen ab. Sicher ist allerdings, dass beide Lebensläufe enorme Vorzügen aufzeigen, die je nach Aufgabenstellung für die erfolgreiche Lösung eines Problems unverzichtbar sind.

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