Die Legitimität, Danke zu sagen 

Führungskräfte auf allen Hierarchiestufen wissen, dass eine ihrer wichtigsten Aufgaben darin besteht, die Leistung – und manchmal auch nur die Anwesenheit – ihres Teams zu anerkennen. Mit anderen Worten: Danke zu sagen. Diese Erkenntnis steht in jedem Lehrbuch für Führungskräfte. Allerdings gilt auch hier manchmal: weniger ist mehr. Denn wer Komplimente en masse verteilt, verwässert die Wirkung, und dasselbe gilt auch beim Bedanken, vor allem wenn eigentlich kein Anlass dazu besteht, sondern das Dankeschön in der Kommunikation zur reinen Routine wird.

Wenn Worte der Anerkennung eine Wirkung haben sollen, müssen sie überlegt und dosiert erfolgen: für eine aussergewöhnliche Leistung und ohne zu übertreiben. Dabei gilt es, die Situation individuell richtig einzuschätzen. Eine Alternative besteht darin, für die geleistete Arbeit als Ganzes einen Dank auszusprechen, meistens in einem jährlichen, strukturierten Feedback. Die Wirkung ist geringer, dies ist aber das Minimum, das Mitarbeitenden erwarten können. Wichtig ist immer, im Moment der Diskussion mit Kopf und Augen präsent zu sein, was leider viel zu selten der Fall ist.

Das Dankeschön an den Kellner, der das Essen abräumt, oder an die Person, die Ihnen die Tür aufhält – was heute eher ein Glücksfall ist – wird als Höflichkeit und Anerkennung wahrgenommen, aber kaum als persönliches Lob, sondern lediglich als soziale Konvention. Auch im Geschäftsleben und im Umgang mit Mitarbeitenden ist das oberflächliche Danke oft die Norm.

Es gibt noch mindestens eine dritte Kategorie des Bedankens: Ein Danke von einer Person, die gar nicht dazu legitimiert ist. Ein spürbar unaufrichtiges, manchmal heuchlerisches, im schlimmsten Fall sogar manipulatives «Dankeschön», das paradoxerweise verletzt und daher kontraproduktiv ist. Wer hatte nicht schon einmal das Bedürfnis, darauf zu antworten: «Und woher nimmst du dir überhaupt das Recht, mir zu danken?» Doch eine solche Entgegnung ist schwierig. Dennoch kann es genauso unangebracht sein, wenn sich jemand ohne Berechtigung bedankt, wie wenn die Person ohne Berechtigung Anweisungen geben würde.

Wenig plausibel ist ein Dankeschön auch dann, wenn die Person, die es ausspricht, sich nicht bewusst ist, was sich hinter einer Leistung wirklich verbirgt.

In einem anderen Zusammenhang kursierte kürzlich in einem beruflichen sozialen Netzwerk ein Beitrag eines Modehauses mit LGBT++-Flagge. Das – kommerziell motivierte – Unterfangen ist so plump, dass es eine Beleidigung für die Intelligenz und den kritischen Geist der Lesenden ist.

Denn die Wirkung einer Botschaft korreliert eng mit der Position des Senders und seiner Legitimität. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal «Danke» sagen.

PS: Wenn Sie nicht sicher sind, sollten Sie sich aber doch lieber einmal zu viel als einmal zu wenig bedanken.

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