Einstellungsgespräche sind vielleicht eine der ältesten Formen gesellschaftlicher Interaktion. In den ersten Tagen der Menschheit, vor circa 2,5 Millionen Jahren, musste wahrscheinlich bereits der Homo habilis (der geschickte Mensch) den besten Jäger oder den begabtesten Feuersteinhauer aus einer Gruppe auswählen.
Befasste sich der Homo habilis auf seinem Ast oder in seiner Höhle damals mit der Frage des Einstellungsgesprächs? Möglich wär‘s.
2,5 Millionen Jahre später befasst sich unser Feuersteinhauer, den die Evolution in einen „Investment advisor fixed income & emerging market CFA certified“ verwandelt hat, mit derselben Frage. Zwar massen wir uns nicht an, für jede Situation eine Zauberformel parat zu haben, doch können wir aufgrund unserer gesammelten Erfahrung Hinweise zum Gelingen eines Einstellungsgesprächs geben.
Unseres Erachtens liegt einer der Schlüssel für den Kandidaten darin, dass er die Fragen beantwortet, ohne sich jemals zu rechtfertigen. Eine Rechtfertigung wirkt immer unbequem (sowohl vom Tonfall als auch vom Nonverbalen her) und setzt den Bewerber herab. Erklärungen sind meistens überzeugend, Rechtfertigungen sind es nie. Wer sich rechtfertigt legt auch mangelndes Vertrauen in den Gesprächspartner an den Tag.
Ebenfalls entscheidend ist, dass der Bewerber seine Kenntnis von Inhalt und Kontext des Projekts beweist. Natürlich muss ein Bewerber überzeugend antworten können, doch auch das Wesen seiner Fragen kann seine Bewerbung deutlich stärken. Die Fragen sind häufig überzeugender als die Antworten und deuten auf ein besseres Verständnis des Inhalts und des Kontexts der jeweiligen Struktur hin.
Und obwohl letztlich sowohl der Feuersteinhauer als auch unserer „Investment advisor“ lauthals ihr Know-how verkünden, sollten unsere 2 Freunde von den jeweils äussersten Punkten der Evolution nicht nur die Gründe darlegen, aus denen sie das Projekt erfolgreich ausführen können, sondern auch jene, aus denen sie es wollen.
Kurz, erklären statt sich zu rechtfertigen, Fragen stellen statt lediglich zu antworten und seine Wünschen ebenso auszudrücken wie seine Fähigkeiten, das alles kann entscheidend auf die Überzeugung des Gesprächspartners wirken… Der Rest ist Alchemie.