Manchmal können wir es fast nicht mehr hören: «Finden Sie das richtige Puzzleteil für mich.» Doch wir sind keine professionellen Knobler. Genauso wenig wie die Personalverantwortlichen, auch wenn der Begriff aus ihrem Mund vielleicht solche Assoziationen weckt. Die Suche nach einer geeigneten Person ist kein Puzzle, geschweige denn ein Rätsel. Diese Vorstellung wird weder der Intelligenz der Bewerberinnen und Bewerber noch den rekrutierenden Unternehmen gerecht – und uns ebenfalls nicht!
Der Ehrgeiz und die Befriedigung, vielfältige Elemente so zusammenzufügen, dass sie einen harmonischen Sinn ergeben, ist verständlich. Doch wenn wir auch nur eine Minute lang über ein funktionierendes Team in unserem eigenen Unternehmen nachdenken, sehen wir keine starren Teile, die sich perfekt ineinanderfügen. Passender ist das Bild eines Ballettensembles (in sehr guten Momenten) oder eines Teams in einer Sportart irgendwo zwischen Rugby und Volleyball.
Warum geht es nicht ganz banal darum, eine Lücke zu füllen? Dafür gibt es viele Gründe, von denen wir nur einige wenige erwähnen möchten:
- Jedes Element reagiert im Zusammenspiel mit einem oder mehreren anderen Elementen (chemisch, wörtlich und bildlich). Auch ein Mensch.
- Das gesuchte Profil ist ein bewegliches Ziel.Das Unternehmen, die Teammitglieder, die Organisation, die Welt – alles ist ständig im Wandel.
- Es ist wichtig, eine Person aufgrund ihres Potenzials einzustellen, allerdings ist es nicht einfach, dieses genau zu bestimmen.
Das Problem ist, dass viele Führungskräfte auf eine einzige Lösung fixiert sind. In der Realität gibt es jedoch eine Fülle guter Lösungen (wenn auch zugegebenermassen im Moment nicht eine Fülle guter Bewerbungen). Das Profil, das genau den gesuchten Kriterien entspricht, das passende Puzzleteil, ist nicht zwingend die einzige Option. In den meisten Fällen können die Hard Skills erworben werden, die Soft Skills dagegen weniger. «Hire for attitude and train for skills[1]», wie man in Übersee so treffend sagt. Das erfordert eine gehörige Portion Mut und Vertrauen: in sich selbst von der Person, die rekrutiert, aber auch ins HR, in Executive-Search-Büros oder in Personen, die Evaluationen durchführen . Wir sehen jeden Tag Folgendes: Menschen Vertrauen zu schenken, die auf dem Papier unterqualifiziert sind, hat eine magische Wirkung. Das entgegengebrachte Vertrauen erzeugt beim Gegenüber ein Gefühl der Dankbarkeit und ein Verantwortungsbewusstsein – und damit eine Verbindlichkeit und ein Engagement, die allfällige Lücken tausendfach kompensieren. Natürlich wird ein Rechnungsprüfer nicht plötzlich zu einem Zahnarzt und umgekehrt. Hingegen kann die Direktorin eines Telekommunikationsunternehmens durchaus die Leitung der Marketing- und Verkaufsabteilung eines Finanzdienstleisters übernehmen (ein konkreter Fall), wenn Ausbildung, Einstellung, Motivation und persönliches Interesse vorhanden sind.
Wenn das funktioniert, haben Sie am Ende ein flexibles Puzzleteil, das vielfältige Rollen im Unternehmen wahrnehmen kann.
[1] Rekrutiere aufgrund der Haltung und schule die Kompetenzen.