Der Sinn, der Sinn, der Sinn… Dieses Wort wird heutzutage so oft verwendet, dass es seine ganze Bedeutung verliert. Wir hören es den ganzen Tag lang, in aller Munde, in allen Variationen und in jedem Zusammenhang. Der Sinn des Lebens, im Beruf, in der Liebe und in der Farbe ihres T-Shirts. Würde die Infragestellung des Sinns sämtlicher Dinge nicht dazu führen, dass wir die Richtung aus den Augen verlieren, die wir einschlagen müssten?
Zweifellos will niemand zu einem „Schweigen und Arbeiten“-Format zurückkehren, denn es ist nicht nur wichtig, die Nützlichkeit seiner Aufgaben im „Gesamtbild“ des Unternehmens oder einer Tätigkeit zu verstehen, es geht auch um unsere psychische Gesundheit.
Da im Allgemeinen alles Extreme schädlich ist, stellen wir auch das Konzept der professionellen Erfüllung um jeden Preis, in Frage.
Jede berufliche Tätigkeit besteht aus Verpflichtungen und aus Aufgaben, die wir weniger mögen, aus Kollegen*innen, mit denen wir die Weihnachtsfeste nicht verbringen würden und aus bestimmten Tagen, die wir, seien wir ehrlich, manchmal lieber vergessen würden. Bei unserer Marktbeobachtung stellen wir oft eine süsse Mischung aus all diesem fest, zwischen Bedeutungsverlust und übermässigen Zwängen.
Wir glauben an das Konzept des Pendels, das von einem Extrem ins andere geht und sich in einer dritten Phase stabilisiert. Es stellt sich die Frage, ob wir in der 2. Phase, noch überwältigt von undankbarer und sinnloser Arbeit, welche wir seit Generationen erdulden mussten, uns auf unser inneres «Wir» konzentrieren. Ob wir auch in den geringsten unserer Arbeiten aufblühen müssen?
Generationen, seien es X-, Y-, Z- oder Ö, werden oft wegen so genannter professioneller Verhaltensweisen gegeneinander ausgespielt, welche die eine Gemeinschaft reproduziert und die andere nicht, wie z.B. Ungeduld versus Treue oder das Verhältnis zur Hierarchie. Am 30. November 2020, kurz vor Weihnachten und inmitten einer Pandemie, sehen wir, dass die Sinnsuche alle und jede Generation betrifft, alphabetisch oder nicht.
Die Suche nach dem Sinn führt sehr oft zu tieferen Veränderungen und regelmässig auch zum Wechsel des Arbeitgebers oder der Branche und bei den Mutigsten sogar zum Berufswechsel. Diese Veränderungen bringen jedoch nicht immer ihren Anteil an Bedeutung und Befriedigung. Wie zum Beispiel aufgrund von Überzeugungen oder Fantasien, werde ich mich auf NGOs oder den Personaldienst umorientieren, um den Menschen näher zu sein. Auch wenn wir dies selbst nicht ganz glauben, aber warum sollten wir diese Veränderungen und dieses Streben nicht in einem bekannten und kontrollierten Umfeld herbeiführen, beispielsweise in unsere heutige Position. Ein anderes Verhalten gegenüber Mitmenschen ist manchmal effektiver, um den Menschen näher zu kommen, als der Wechsel in eine Personalabteilung in der wenig Einfühlungsvermögen herrscht oder zu einer hoch politisierten NGO.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Es liegt uns fern, sich in einer Arbeit zu verzetteln, die nicht von Interesse ist, aber sollten wir uns nicht manchmal mit dem zufrieden geben, was wir haben und daraus Sinn schaffen, anstatt ihn anderswo zu suchen?